Die Engpass-Analyse im Pflanzenschutz-Informationssystem „PS Info“ bietet einen kostenlosen Faktencheck zu aktuellen und historischen Zulassungen.
Auf einer breiten Datenbasis werden neben der Anzahl der aktuellen und in der Vergangenheit verfügbaren Pflanzenschutzmittel die Wirkstoffe und deren Wirkmechanismen bewertet. Die Engpass-Analyse zeigt im Zeitverlauf die Veränderung der rechtlich erlaubten Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland. Sie nutzt dafür die Zulassungsdaten des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), also aktuelle und historische Pflanzenschutzmittel-Zulassungen in Deutschland.
Dieses Video gibt einen kurzen Einblick in die Suchfunktionen und die Ergebnisanzeige in der Engpass-Analyse.
Die Engpass-Analyse ermöglicht es, bestehende und drohende Engpässe bei den Bekämpfungsmöglichkeiten gezielt für jeden einzelnen Schaderreger in jeder Kultur darzustellen. Damit wird erstmalig eine informierte Debatte über Engpässe beim Pflanzenschutz in Deutschland für konkrete Einzelsituationen möglich. Vergleichbares gibt es in keinem anderen europäischen Land.
Die Engpass-Analyse entwickelt die "Resistenzklassen-Analyse" des Julius-Kühn-Instituts (JKI) weiter, indem sie diese auch für einzelne Kombinationen von Kultur und Schadorganismus ermöglicht. So gesehen handelt es sich um eine "Anwendungs-Resistenzklassen-Analyse" (ARA).
Mit der Engpass-Analyse können Risiken für die heimische Nahrungserzeugung früh erkannt werden. Landwirtschaft und Gartenbau können diese vor strategischen Betriebsentscheidungen konsultieren. Zulassungsbehörden können mit ihrer Hilfe erkennen, in welchen Bereichen zukünftig Notfallzulassungen erforderlich werden.
Die Agrar-Praxis weist darauf hin, dass beim Anbau von Nahrungspflanzen einige bedeutende Schädlinge und Krankheiten kaum noch bekämpft werden können. Kritiker des chemischen Pflanzenschutzes verweisen auf eine steigende Anzahl zugelassener Pflanzenschutzmittel und Wirkstoffe. Wer hat Recht?
Statistiken übersehen die von der Agrar-Praxis aufgezeigte Notsituation, wenn sie lediglich die Anzahl der zugelassenen Pflanzenschutzmittel zählen. Aber ein Mittel gegen Insekten hilft nicht gegen Schimmelpilze. Auch in der Humanmedizin hilft keine Kopfschmerztablette gegen Fußpilz. Gegen Antibiotika können Krankheitserreger resistent werden. Und gegen Resistenzen helfen nur unterschiedliche Wirkungsmechanismen, die im Wechsel eingesetzt werden können. Dies gilt in Humanmedizin genauso wie im Pflanzenschutz. Durch mehr Produkte mit dem gleichen Wirkstoff entstehen keine neuen Behandlungsmöglichkeiten.
Gemäß dem NAP (Nationaler Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutz) sollten in 80 % aller relevanten Anwendungsgebiete mindestens 3 Wirkstoffgruppen zur Verfügung stehen.
Die Engpass-Analyse zeigt leider viel zu oft, dass z.B. die Verhinderung von Schädlingsresistenzen durch Wirkstoffwechsel immer weniger möglich ist. So wird deutlich: In Deutschland werden wirksame Pflanzenschutzmittel immer mehr zur knappen Ressource. Dies gilt insbesondere für den Obst- und Gemüseanbau, zunehmend aber auch für große Ackerbau-Kulturen und den Weinbau.
Für Nachhaltigkeit und Ertragssicherung brauchen Ackerbau und Spezialkulturen wie Obst-, Gemüse-, Wein-, Hopfen- und Zierpflanzenbau wirksamen Pflanzenschutz. Sonst wird der Anbau bestimmter Kulturpflanzen in Deutschland zu riskant und diese werden nicht mehr angebaut. Bei Dauerkulturen wie Obstbäumen sind solche Entscheidungen meist endgültig: Wenn die Bäume gerodet sind, werden sie in den Folgejahren sicher nicht erneut gepflanzt.
Als Grundlage werden ausschließlich die von deutschen Behörden veröffentlichten, aktuellen und historischen Zulassungsdaten für berufliche und nichtberufliche Anwendungen seit dem Jahr 2010 ausgewertet. Anwendungen, die für den ökologischen Anbau zugelassen sind, können in der Engpass-Analyse gesondert betrachtet und ausgegeben werden.
Die Engpass-Analyse enthält keine Prognosen zu zukünftigen Entwicklungen. Über das aktuelle Jahr hinaus wird der derzeitige Zulassungszeitraum ohne Aufbrauchfristen angezeigt. Das System erlaubt keine Prognosen, inwieweit dieser Zeitraum verkürzt oder verlängert werden wird. Auch evtl. schon beantragte neue Zulassungen oder absehbare weitere Verbote werden hier nicht abgebildet. Ebenso wenig kann das System den Erfolg oder Umfang neuer Zulassungen vorhersagen. Weitere Wirkstoffverbote aufgrund strengerer Zulassungskriterien sind absehbar, aber in den Daten der Behörden nicht enthalten.
Aus dieser Analyse der durch Zulassungen erlaubten Anwendungen lassen sich keine Aussagen über tatsächlich ausgebrachte Pflanzenschutzmittel-Mengen, geschützte Erntemengen oder Gefahren und Nebenwirkungen von Pflanzenschutzmaßnahmen ableiten.
Für die sachgerechte Interpretation der Ergebnisse sind unter Umständen weitere Details zur jeweiligen Zulassung erforderlich. Fachleute können für die Interpretation der Ergebnisse Kommentare für alle Nutzer sichtbar hinterlegen (siehe Abschnitt "Beispielhafte Analysen").
In der Regel werden in dieser Analyse der Zulassungsdaten die Bekämpfungsmöglichkeiten überschätzt. Dadurch könnte fälschlich der Eindruck entstehen, es gäbe ausreichend Mittel für das Resistenzmanagement oder eine Kultur könne bis zur Ernte ausreichend geschützt werden.
Beispielsweise kann diese Analyse weder nach Anwendungszeitpunkt noch nach Wartezeit filtern. Ferner wird nicht angezeigt, wie viele Anwendungen erlaubt sind. Zulassungen einzelner Mittel geben auch keine Auskunft darüber, wie viele Anwendungen (verschiedener Mittel) in einer Kultur erforderlich sein können. Das notwendige Maß an Pflanzenschutzmaßnahmen hängt z.B. von den (regionalen) Witterungsbedingungen ab.
Außerdem muss für die fachliche Auswertung meist das Wirksamkeitspotential der Mittel berücksichtigt werden. Bei Mitteln mit mehreren Wirkstoffen wirken möglicherweise nicht alle gegen die in der Grafik genannten Schadorganismen.
Der Zusatz „nur zur Befallsminderung“ findet sich bei Mitteln mit eingeschränkter Wirksamkeit, wie z.B. Maltodextrin-Präparate, Kaliseife-Präparate, Bakterien-Antagonisten.
Bei Zulassungen für Schädlingsgruppen wurden vom BVL nicht immer jene „ausgenommen“ gegen die das Mittel nicht oder nicht ausreichend wirkt. Ein Beispiel ist die Apfelblutlaus, die formal zu den Blattläusen zählt. Dadurch sind alle Mittel gegen „Blattläuse“ auch automatisch gegen die Blutlaus zugelassen, obwohl nur wenige Mittel ausreichend gegen die Blutlaus wirken. In solchen Fällen überschätzt die Engpass-Analyse die Bekämpfungsmöglichkeiten stark. Gelöst werden sollte dies durch zukünftig präzisere Zulassungen.
Für die fachliche Bewertung sind unter Umständen weitere Details zur jeweiligen Zulassung erforderlich (siehe Abschnitt "Wie können die Ergebnisse interpretiert werden?").
Fachleute können beispielsweise das Wirksamkeitspotential der Mittel gegen den Einzelerreger beurteilen. Beispielhaft sind einige Engpass-Analysen hinterlegt und erläutert.
Ziel ist die Darstellung und Erläuterung von Fakten, um die aus den Zahlen gezogenen Schlussfolgerungen allgemein verständlich zu machen.
Diese Beispiele können andere Nutzer als Ausgangpunkt verwenden, um mittels Veränderung der Auswahlkriterien eigene Analysen durchzuführen.
Die Beispielhaften Analysen werden in PS Info von Fachleuten aus der Agrar-Beratung und Agrar-Forschung geschrieben.
Für den Inhalt ist die jeweilige Autorin/der jeweilige Autor verantwortlich. Die Institution wird angezeigt. Das Datum der letzten Änderung wird automatisch hinzugefügt. Über die Schaltfläche «Autor(in) kontaktieren» können Sie eine Nachricht und ihre Kontaktdaten an den Autor/die Autorin der beispielhaften Engpass-Analyse schicken. Diese(r) kann dann die vorgeschlagenen Verbesserungen vornehmen und/oder mit Ihnen Kontakt für die weitere Diskussion aufnehmen.
Dieses Video zeigt das Anlegen von Beispielen in der Engpass-Analyse. Es richtet sich an alle Autorinnen und Autoren.
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